Als Gruppe sind wir unschlagbar!
Workshop Entwicklerin Alexandra Schiefen erzählt wie mit dem Workshop «Als Gruppe sind wir unschlagbar» das Klassenklima nachhaltig verbessert werden kann.
Der Workshop «Als Gruppe sind wir unschlagbar» wurde bereits in zahlreichen Klassen der Primarschulen in Liechtenstein durchgeführt. In einigen Fällen ging es um die Integration neuer Kinder in einer Klasse, in anderen um das gemeinsame Definieren und Etablieren von Regeln, Werten und Zielen – aber immer um das Stärken der Gruppe/Klasse.
In der Gruppe knüpfen Kinder Freundschaften und treten in Beziehung mit Menschen
Als Einstieg in den Workshop stellen wir meist die Frage, warum die Kinder überhaupt als Gruppe bzw. Klassengemeinschaft zusammen sind. Als Antwort kommen Aussagen wie «lesen und schreiben lernen», «etwas basteln oder werken lernen», aber auch «damit Mama mal Ruhe hat oder arbeiten kann» bis hin zu «damit ich später mal viel Geld verdiene». Die Kinder erkennen aber auch, dass die Klassengemeinschaft ein Ort sein kann, an dem sie Spass haben, in Beziehung mit vielen Menschen treten und lernen Freundschaften zu knüpfen.
Wenn Kinder mitbestimmen dürfen, können sie Regeln besser einhalten
Wenn das Bewusstsein geschaffen wurde, was für ein Wert eine Gemeinschaft hat, setzen wir uns mit Regeln und Werten auseinander und versuchen zu vermitteln, warum es diese in einer Gruppe braucht. Die Kinder sammeln in Kleingruppen Regeln und Werte für ihre Klasse und diskutieren diese im Anschluss im Plenum. Grösstenteils definieren die Kinder Regeln wie «man darf nicht streiten», «man darf nicht lügen» oder «man darf anderen nicht weh tun». Auffallend ist zum einen, dass die Regeln fast immer negativ formuliert werden und nicht das gewünschte Verhalten darin auftaucht – freundlich oder ehrlich sein – und zum anderen, dass die Kinder offen zugeben, diese Regeln nicht immer einzuhalten.
Der Sinn und Zweck dieser Regeln sind ihnen oft einleuchtend, doch die Einhaltung scheint herausfordernd. Die meisten Regeln werden von Eltern, Schulen, Vereinen etc. aufgestellt und die Kinder haben dabei nur wenig Mitbestimmungsfreiraum. Häufig kommen die Kinder mit ihren Problemen bzw. Regelverstössen zur Lehrperson, die dann versucht diese zu klären und eine Lösung zu finden, was oft herausfordernd ist.
Verantwortung und Sozialkompetenzen entwickeln
Mit dem Wissen, wie Regeln formuliert werden können, stellen wir gemeinsam für die Gruppe wichtige Regeln auf. Bei diesen Regeln ist das Ziel, dass die Kinder diese Regeln als Mehrheitsentscheid verabschieden und später auch mitverantwortlich für die Einhaltung sind. So entstehen Verantwortung und Sozialkompetenzen, die für das weitere Leben innerhalb der unterschiedlichen Gruppen wichtig sind. In diesem Workshop üben die Kinder auch in unterschiedlichsten Gruppenkonstellationen Aufgaben zu erfüllen, sie müssen dabei Verantwortlichkeiten verteilen, eine Strategie entwickeln und dann das Ergebnis präsentieren. Oft melden die Kinder zurück, dass sie «auch mal andere Kinder besser kennengelernt haben und ihnen die Gruppenarbeit viel Spass gemacht hat». Lehrpersonen können beobachten, wie schwierig das Sich-einig-werden, Aufgaben verteilen und vor allem das Aufeinander achten sein kann.
Das konstruktive Umgehen mit den Regelverstössen üben wir mit den Kindern in Rollenspielen. Das macht ihnen dann besonders viel Spass und Freude, zeigt Stimmungen auf und verankert die neuen Ausrichtungen.
Lehrpersonen erleben besseres Klassenklima
Lehrpersonen melden häufig zurück, dass das Beobachten ihrer Klasse, einzelner Kinder und der Gruppendynamik «sehr hilfreich und aufschlussreich ist». In jedem Fall werden neue Impulse gesetzt.
Nach einigen Monaten fragen wir nach, wie sich die Situation in der Klasse entwickelt hat: Werden die Regeln eingehalten und übernehmen die Kinder Verantwortung bei der Regeleinhaltung? In den meisten Fällen ist das Ergebnis nachhaltig und wird auch für nachfolgende Klassenkonstellationen übernommen. Lehrpersonen berichten von einem besserem Klasssenklima und konstruktiverem Miteinander.